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Ohne uns.

Ohne uns.

Lange vor Corona waren – im Rahmen des Beethovenjahrs – für die Termine vom 30.10. bis zum 1.11.2020 drei Aufführungen der Missa Solemnis von Ludwig van Beethoven vorgesehen. In bewährter Form im Alsion Sønderburg, im Deutschen Haus Flensburg und in der Laeiszhalle Hamburg. Mit unseren Freunden vom Flensburger Bach-Chor und dem Sønderjyllands Symfoniorkester wollten wir Beethovens berühmte Messe zur Aufführung bringen. Fantastische Solisten waren engagiert, die Vorfreude war groß. Dann kam Corona, und schnell war klar, dass diese Konzerte so nicht würden stattfinden können. Völlig unvorstellbar war bei den geltenden Hygiene- und Abstandsregeln die Realisierung eines chorsymphonischen Werkes, bei dem normalerweise bis zu 200 Mitwirkende auf der Bühne sind. An ausverkaufte Häuser war selbstverständlich auch nicht zu denken.

© Sønderjyllands Symfoniorkester

Dennoch wollten wir an den Terminen festhalten, als Chor präsent sein, vermitteln, dass Musik und Konzerte in unsere Gemeinschaft gehören und in dieser Zeit ein Zeichen für Kultur setzen. Dafür, dass sie nicht verzichtbar ist. Dafür, dass ihre Versehrung uns ebenso treffen kann wie eine Krankheit, und dass wir bei aller gebotenen Vorsicht den Menschen dieses Lebenselixier nicht nehmen sollten. Zudem wollten wir allen Mitwirkenden, die abgesehen von den ChorsängerInnen Berufsmusiker sind, die Gelegenheit nicht nehmen, da für diese abgesagte Konzerte eine existenzielle Frage darstellen.

So beschlossen wir unter strengsten Auflagen ein weniger opulentes Werk aufzuführen. Die Entscheidung fiel auf die bekannteste und am häufigsten aufgeführte Vertonung einer „Missa solemnis“ (feierliche Messe): Wolfgang Amadeus Mozarts „Krönungsmesse“. Im weiteren Programm sollten einige anspruchsvolle und wunderschöne Arien mit Solisten erklingen, die auch von etwas größerer Orchesterbesetzung hätten begleitet werden können.

© Sønderjyllands Symfoniorkester

Die Corona-Lage spitzte sich jedoch kurz vor den Konzertterminen wieder dramatisch zu. Alles war vorbereitet, Karten waren verkauft, alle Vorschriften beachtet, langwierige Verhandlungen mit Veranstaltern hatten zu zufriedenstellenden Ergebnissen geführt – da sagte das dänische Orchester ab. Es musste sich als staatlich geförderte Kulturinstitution an die Richtlinien der dänischen Regierung halten und durfte in Anbetracht der steigenden Infektionszahlen nicht nach Deutschland einreisen. Die beiden Konzerte in der Laeiszalle mussten abgesagt werden.

Letztendlich konnte das sogenannte „Corona-Alternativ-Programm“ nur in Sønderburg zur Aufführung kommen und auch hier nur mit einer Besetzung aus den Reihen des Flensburger Bachchors. Ebenfalls von den neuen Entwicklungen überrollt, fielen auch noch zwei SolistInnen aus, die aus ihren jeweiligen Wohnorten nicht anreisen konnten.

Yorck Felix Speer übernahm kurzfristig den Part von Sorin Coliban aus Wien. Fiorella Hincapié sprang für Lena Belkina – ebenfalls aus Wien – ein.
Es war ein stimmungsvolles, ganz besonderes Konzert!

Auch das Konzert in Flensburg wurde einen Tag vorher abgesagt, weil weitere Restriktionen dem dänischen Orchester auch den grenznahen Verkehr verboten.

© Symphonischer Chor Hamburg

Wir bereuen die Mühen nicht, haben wir doch das Chorleben in geringem Maße am Leben erhalten, konnten proben und – fast – auftreten.

Es sollte nicht sein!

One Comment

  • Liebe Verena, dieser Artikel müsste einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden! Vielleicht hat jemand aus dem Chor einen heißen Draht zur Presse und könnte bewirken, dass er von einer großen Tageszeitung auf die Kulturseite gestellt wird? Es sind alle Probleme angesprochen – auch zwischen den Zeilen – mit denen die veranstaltenden Chöre während der Pandemie konfrontiert werden. Mich haben diese Zeilen tief berührt!
    Eure Erika

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