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Foto: © Thies Raetzke

Gloria
Francis Poulenc

Sonntag, 21. April 2024, 19:30 Uhr
Laeiszhalle

dazu:
Lili Boulanger: Vieille Prière bouddhique (1914)
Frank Martin: Notre Père aus “In terra pax” (1944)
Felix Mendelssohn Bartholdy: Lobgesang Op. 52

Jasmin Delfs, Sopran
Bogna Bernagiewicz, Sopran
Ilker Arcayürek, Tenor
Symphonischer Chor Hamburg
Neue Philharmonie Hamburg
Matthias Janz, Dirigent

Francis Poulenc hatte den Schalk im Nacken. Zeitgenossen warfen ihm vor, seinem Gloria mangele es an Ernsthaftigkeit – und tatsächlich kommen die Sätze zwei und vier ziemlich scherzohaft daher. »Mönch und Lausbub« nannte man ihn, denn er war sehr wohl auch der ernsten inneren Einkehr fähig. Er betrachtete seine Musik als vergnügt und fromm wie fußballspielende Mönche, welche er einmal beobachtet hatte. Die anderen Sätze des Gloria zeigen weitere typische Merkmale der Musik Francis Poulencs: heroischer Klang mit Pauken und Trompeten zu Beginn, innige Klänge mit Holzbläsern, Sologesang und Chor im dritten Satz und großer, weicherer Klang zum Finale. Poulenc selbst sagte über sich: »Ich glaube, ich habe den besten und glaubwürdigsten Aspekt meiner selbst in meine Chormusik eingebracht.«

Lili Boulanger komponierte das bewegende und klanggewaltige »Vieille Prière bouddhique« kurz vor ihrem viel zu frühen Tod im Alter von 24 Jahren. Schon stark geschwächt, setzte sie den alten transzendentalen buddhistischen Text, der sie seit ihrer Kindheit begleitet hatte, mit ihrem überragenden Talent in eine erstaunlich kraftvolle Musik, die uns vor dem Hintergrund, dass sie wusste, dass sie kaum noch ein Jahr leben würde, einen berührenden Einblick in die Hoffnung auf Erlösung im Jenseits gibt.

Wer Mendelssohns »Lobgesang« hört, wird sich wohl kaum nicht an Beethovens Neunte Sinfonie mit der »Ode an die Freude« erinnern. Schon äußerlich: Elaborierte sinfonische Sätze werden gefolgt von einem großen Teil mit Chor und Orchester. Es fehlt ebenso wenig an einem ikonischen Thema (»Alles, was Odem hat, lobe den Herrn«), wie an dem beeindruckend auskomponierten Charakter »per aspera ad astra« (durch Nacht zum Licht). Mit diesem Werk gelang Mendelssohn der Ausweg aus einer langen Schaffenskrise und ein bedeutender Publikumserfolg. Das gewaltige Werk mit seinen bis zu 500 möglichen Mitwirkenden könnte man nach heutigen Maßstäben als Rockmusik bezeichnen, die einschlug wie ein Riesenhit.

Das »Notre Père« (Vaterunser) ist Teil des Oratorium »In terra pax« (Friede auf Erden) von Frank Martin. Es wurde in Erwartung des Kriegsendes schon 1944 geschrieben – aber eben noch mitten im Krieg. Um so bemerkenswerter ist, dass Martin die Erlösung von allen Leiden schon in seine Musik schreiben konnte. Im gebetsartigen »Notre Père« steht die Bitte um Vergebung der Sünden im Vordergrund.